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Date: 2008-06-18

Zu Gast beim Checkpoint FanZone

Überzogene Gewinnmaximierungs- und Sicherheitsmaßnahmen schrecken Kunden ab. Die Hochpreisalkohol gewohnten Schweden in Salzburg feierten trotz Sverige-Specials lieber außerhalb der Fanzone[1]. Die erste Tote in der Fanzone (in Wien) starb nicht etwa durch brandschatzende Hooligans sondern an den überzogenen Sicherheitsmaßnahmen.
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Während der Belehrung über verbotene Gegenstände tastet mich der "Steward" aus. Stewards heißen die Securities in der FanZone. Die FanZone ist wiederum von einer Sicherheitszone umgeben, aber ganz Österreich gehört nicht mehr zur Schengenzone.

Verboten sind so ziemlich alle Gegenstände die mit Sicherheit die Profite schmälern könnten. Dazu gehören Getränke, Feuerzeuge oder alle Kameras die von Ihrer Bauform so aussehen, als ob sie ordentliche Bilder machen könnten. Das andere Übliche sowieso.

Ich wünsch mir die alte tschechoslowakische Grenze des eisernen Vorhanges wieder her. Da hat man zwar lange warten müssen, aber ausgegriffen wurde ich trotz häufiger Reisen nie.

Wirklich heimelig fühlt man sich in der Fanzone sowieso nicht. Es gibt keine Sitzgelegenheiten - nicht einmal Angeschraubte. Eine große Anzahl der Rettungseinsätze bezieht sich daher auch auf Kreislauferkrankungen und Schwächeanfälle der zum Dauerstehen verurteilten Fans. Die erste Tote [2] starb nicht durch randalierende Hooligans sondern an einem Kreislaufkollaps.

Weil die FanZone schon um Mitternacht schließt, verlagern sich das Feiern sowieso in die Innenstadt. Dort war der korrekte Umgang mit Sitzmöbel seltsamerweise bisher auch kein Problem.

Im hochsicheren UEFA-Gelände hat man auch gleich die Marktwirtschaft abgeschafft: Verkauft werden genau vorgeschriebene Produkte zu überzogenen Einheitspreisen. Selbst die Reihenfolge der Produkte im Kühlschrank ist vorgeschrieben. Wie das einer positive Assoziation beim Kunden förderlich sein soll, müsste eigentlich auch Carlsberg bezweifeln. Die Biermarke wird bei Markuntersuchungen in Österreich wohl auch in Zukunft unter der Sammelbezeichnung "Sonstige" geführt.

Die topographischen Verästelungen der Absperrgitter machen die Navigation rund um die FanZone nicht ganz einfach. "Ist hintern dem Zaun der russische oder der amerikanische Sektor?" frage ich einen Steward, nachdem ich mich wieder in eine Sackgasse manövriert habe. Er schmunzelt: "Weder noch".

"Es ist der Europäische." fügt er langsam hinzu. Am Akzent erkennt man seine deutsche Herkunft. Sein schmunzeln ist schlagartig einem nachdenklichen Gesicht gewichen.

[1] http://salzburg.orf.at/stories/284542/
[2] http://wien.orf.at/stories/286181/



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edited by hermes hermes
published on: 2008-06-18
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