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Date: 2003-06-09
Tausende Aussies Opfer von Datenschiebung
Zehntausende Australier sind unwissentlich auf "schwarzen Listen" über Kreditwürdigkeit gelandet und haben dadurch Schäden in Millionenhöhe erlitten.
Das mehrheitlich staatliche Telco-Unternehmen Telstra hatte voriges Jahr seine Außenstände samt Kontobewegungsdaten über sechs Jahre von ca. 800.000 Kunden an Alliance Factoring verkauft.
Dieses Unternehmen soll den australischen Privacy Act verletzt und alle angeblichen Telstra-Schuldner ohne Prüfung auf die Liste säumiger Zahler gesetzt haben.
Folge: Fünf Jahre kein Darlehen, kein Handy, keine Kreditkarte - trotz Vermögens und regelmäßigen Einkommens.
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Diese Woche beginnt ein Gerichtsverfahren gegen Alliance Factoring. In dem Musterprozess werden 120.000 Australische Dollar (etwa 67.500 Euro) Schadenersatz für die fälschliche Eintragung in eine Liste säumiger Zahler gefordert. Dies berichten mehrere australische Medien; hiesige Zitate stammen aus der Online-Ausgabe von Herald Sun.
http://www.heraldsun.news.com.au/common/story_page/0,5478,6565699%255E662,00.html
"TENS of thousands of Telstra customers have been unwittingly put on a credit blacklist over unpaid phone bills.
The blitz means customers have been denied housing loans, credit cards and mobile phones despite having steady jobs and plenty of assets."
Am 20. Juni 2002 hatte Telstra, Australiens größte Telco (Ex-Monopolist, mehrheitlich in Staatseigentum), Forderungen aus dem Festnetzgeschäft im Wert von etwa 300 Mio. A$ um kolportiert 30 Mio. Dollar an Alliance Factoring verkauft. An den Käufer wurden dabei Daten über die Kontobewegungen der betroffenen 800.000 Kunden, teilweise sechs Jahre zurückreichend, übermittelt. Viele, möglicherweise alle dieser Kunden sind ohne weitere Prüfung auf eine "schwarze Liste" säumiger Zahler gesetzt worden. Eine solche Eintragung ist ab 20 A$ (11,25 Euro) legal, 15% der australischen Konsumenten sollen bereits derart gebrandmarkt sein.
"A Melbourne law firm believes debt collection agency Alliance Factoring may have breached privacy laws in the way it pursued Telstra debtors. [...] investigations revealed Alliance Factoring had systematically defaulted everybody on the debt books without checking details."
"There does not appear to have been any checking as to whether there is a bona fide dispute", wird Anwalt Peterson zitiert, "Their conduct is appalling, having no regard to the accuracy of Telstra's records or the impact where the Privacy Act may have been breached."
Neben Schadenersatzklagen sind auch Verleumdungsklagen denkbar. Kurz vor Weihnachten hat Telstra weitere /angebliche/ Forderungen aus dem Festnetz- und Mobilfunkgeschäft im Wert von wiederum etwa 300 Mio. A$ an RML verkauft. Nachdem sich die Beschwerden vervielfacht hatten, wollte sich im Jänner der "Telecommunications Industry Ombudsman" der Sache annehmen und untersuchen, ob Telstra damit das Telekommunikationsgesetz verletze.
"Once a default is listed against a person's credit file, it stays for five years, and can make access to other credit near impossible."
Baycorp Advantage, Mutter von Alliance Factoring, bestreitet die Vorwürfe. Jeder Fall würde einzeln geprüft. Würde ein Fehler entdeckt, erfolge eine Streichung aus der Liste. Außerdem hätten die regelmäßigen Überprüfungen durch bundesstaatliche Privacy Commissioner keine Probleme offenbart.
"Mr Peterson questioned the effectiveness of the privacy legislation, and said since the introduction of the Privacy Act in 1988, which has provisions for penalties of up to $150,000 for breaches, there has yet to be a single penalty or sanction imposed against a credit provider for breaches of the Act. 'This is despite hundreds of complaints every year,' he said."
Telstras "Privacy Statement": http://telstra.com/res/docs/collectionstatement.asp
Website der Baycorp Advantage, Eigentümerin von Alliance Factoring: http://www.baycorpadvantage.com
Zwei konkrete Fälle:
http://www.moneymanager.com.au/articles/2003/02/03/1044122303250.html
http://www.theage.com.au/articles/2003/03/07/1046826530608.html
An anderer Stelle http://www.smh.com.au/articles/2003/01/08/1041990000079.html wird berichtet, dass Baycorp Advantage gefälschte Gerichtsverfügungen versende und rechtswidrig Kreditkarten der Eltern von Schuldnern belaste. Geschäftsmodell oder illegale Notmaßnahme wegen finanzieller Schwierigkeiten? http://www.smh.com.au/articles/2002/11/13/1037080786261.html
Experten von Consumer Credit Legal Centres sehen Probleme vor allem in drei Branchen: Telco, Gesundheits- u.ä. Dienstleistungen sowie Videoverleih; siehe http://smh.com.au/articles/2002/11/20/1037697740381.html
Auch in einer öffentlichen Anhörung durch ein Senate Commitee wurde die Sache schon behandelt und der zuständige Minister Richard Alston (Liberal Party) sowie Telstra-Vertreter dazu befragt. Für Alston sind die Fälle "peripheral to the main game of a comprehensive regulatory regime". Wortprotokoll siehe http://www.aph.gov.au/hansard/senate/commttee/s6139.pdf
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edited by Babuschka
published on: 2003-06-09
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