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Date: 2001-10-29
"Anti-Terror": Info, Desinfo, Selbstzensur
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Nathalie Roller 28.10.2001 Nach der "International Federation of
Journalists" (IFJ) wird die Pressefreiheit seit dem 11. 9.
zunehmend "nationalen Interessen" und dem "Patriotismus"
untergeordnet
Journalism, Civil Liberties and the War on Terrorism heißt der
umfangreiche Bericht, in dem die International Federation of
Journalists ( IFJ) die mediale Berichterstattung und das Verhalten
der jeweiligen Regierungen im Namen der Terrorbekämpfung in
über 20 Ländern unter die Lupe genommen hat. Das Ergebnis ist
nicht sonderlich erquicklich: "Es gab zahlreiche Versuche, die
Medieninhalte durch Regierungen zu manipulieren, indem
unangemessener Druck auf Journalisten ausgeübt wurde, der die
Qualität der Berichterstattung über den Konflikt beeinträchtigen
kann."
Als besonders besorgniserregend wird die Eile angesehen, mit der
die USA, Kanada, Großbritannien, Australien, Frankreich,
Russland und die europäische Union Anti-Terror-Regelungen
erlassen haben, welche die zivilen Grundrechte ohne
vorhergehende öffentliche Debatte ernsthaft bedrohten. Journalisten
befänden sich einerseits in einer "Schlüsselposition" und seien
andererseits selbst "Opfer", wie im Falle des Journalisten aus
Florida, der einem Anthrax-Brief zum Opfer gefallen war. Auch an
der afghanischen Front würden zahlreiche Übergriffe auf Reporter
gemeldet.
Die Tatsache, dass in den ersten Wochen nach den WTC-
Anschlägen andere Nachrichtenthemen als der international
ausgerufene Krieg gegen den Terror kaum bis gar keinen Platz in
der Berichterstattung gefunden hatten, wird ebenfalls an den
Pranger gestellt. Manche sollen ja davon reichlich profitiert haben,
wie jenes Mitglied der Presseabteilung der britischen Regierung,
das in einer internen Nachricht "von einem günstigen Augenblick,
um unpopuläre Maßnahmen zu treffen, denn es wird keine
Berichterstattung darüber geben", gesprochen hatte. Laut IFJ sei
diese Anekdote durchaus glaubwürdig, denn die britische
Regierung habe genau das getan.
Das Anti-Terror-Paket der Europäischen Union und vor allem die
beträchtliche Erweiterung der Definition von Terrorismus könnten
auch die Pressefreiheit gefährden, warnt die IFJ. Besonders der
Passus, in dem die Förderung einer terroristischen Vereinigung,
deren Unterstützung oder die Teilnahme an einer solchen" als
Straftatbestand definiert wird, könnte in Zukunft Journalisten, die
Recherchen über Gruppierungen anstellen, die als terroristisch
angesehen werden, vor erhebliche Schwierigkeiten stellen.
In Frankreich machen sich die Reporter ohne Grenzen Sorgen um
den Schutz der Vertraulichkeit ihrer Informationsquellen. Denn
welcher "Informant" würde noch brisantes Material an einen
Journalisten weitergeben, wenn seine Anonymität nicht mehr
garantiert werden kann. Der aktuelle Gesetzestext sieht das Recht
von Journalisten ihre Quellen nicht preiszugeben nur vor, wenn sie
als Zeugen gehört werden. Mit dem Ergebnis, dass französische
Medienleute zur Zeit als "Hehler" von vertraulichen Dokumenten
oder "Komplizen" angesehen werden, um sie zur Preisgabe ihrer
Quellen zu zwingen.
Die französischen Reporter ohne Grenzen berichten, dass
Journalisten, die Stories über Terrorbewegungen vorbereiten, zur
Zeit von der Polizei und Justiz mittels Verhören und
Durchsuchungen zunehmend unter Druck gesetzt werden, um die
Anonymität ihrer Quellen aufzuheben. Als ein klarer Fall von Zensur
wird das Verhalten des Verteidigungsministeriums angesehen, das
die Verbreitung von zivilen Satellitenbildern Afghanistans und der
Nachbarstaaten nach dem Beginn der amerikanischen
"Gegenattacke" schlichtweg verhindert hatte. Nur wenige Tage
nachdem das Pentagon ähnliche Maßnahmen getroffen hatte ( US-
Verteidigungsministerium kauft Satellitenbilder von Afghanistan).
"Wir sind (eben) alle Amerikaner", wie die Tageszeitung Le Monde
wenige Tage nach dem 11. September getitelt hatte.
Die oberste Medienbehörde Frankreichs, die CSA, erlässt
derweilen Richtlinien, wonach TV- und Radioproduzenten
besonders vorsichtig mit der freien Rede in Publikums- und
Diskussionssendungen vorgehen sollen.
Viel mehr davon
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/9933/1.html
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edited by Harkank
published on: 2001-10-29
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